Die unschöne Wahrheit übers Gründen – Taiwan Meetup

Update: Mich hat es nach Taipei (Taiwan) verschlagen. Meine Leidenschaft ist dabei aber nicht unter die Räder gekommen: In der vergangenen Woche habe ich an einem ersten Meetup von Oursky (mit Unterstützung von Techstars und Taiwan Tech Arena) teilgenommen. Eine Paneldiskussion über „The ugly Truth of becoming an Entrepreneur“. Auf der Bühnen nahmen Platz: Ann Liao (Gründerin von Tong Yi Xin Design Group – ein Unternehmen für soziale Innovation, das sich als Brücke zwischen Wissenschaft, Design, Wirtschaft und grünen Technologien versteht), Marc Howard (mehrfacher Gründer & Co-Founder von BizPayO – eine FinTech-Plattform, die es Fachleuten ermöglicht, nach jeder Kundenzahlung eine automatische Bewertung ohne Transaktionsgebühren zu erhalten) und Rick Mak (Co Founder von Oursky Limited – Planung, Design und Umsetzung von digitalen Produkten).

Ann Liao startete mit einer kleinen Präsentation in die Paneldiskussion. Sie sagt, ihre drei unschönen Wahrheiten über das Gründen sind:

  1. Du wirst altern.
  2. Du wirst Freund*innen verlieren.
  3. Du wirst weiße Haare dazugewinnen – von der Sorge um das liebe Geld

pickles-entrepreneurship-taiwanUnd noch ein Vergleich: die Kunst des Businesses ist wie die Kunst des Einlegens von Sauren Gurken – Gut Ding will Weile haben. Nicht alles sollte überstützt werden UND du bist kein*e Versager*in, nur weil dein Geschäftsmodell nicht innerhalb von 3 Monaten abhebt. Hier spricht sie vor allem von den vielen TechStartups, die dieses Ziel verfolgen.

Weitere Wahrheiten und Lessons Learnt, die die Gründer*innen teilen:

  • Stellt nicht zu früh Leute ein! Wachst nicht zu schnell! Werdet euch erstmal selbst über das Produkt/ den Service und die Strategie klar. Zu viele Unsicherheiten führen in stark wachsenden Teams zu Spannungen.
  • Geht vom Problem aus – nicht von eurer Lösung! Gibt es wirklich ein Problem? User-zentrierte Ansätze sind kein „Nice-to-have“
  • Auch in Taiwan ist der Trend von „Werdet euch über euren Purpose und eure Werte klar“ erkennbar. Was ist also der größere Sinn eures Unternehmens? Welche Werte wollt ihr darin leben?
  • „Gib dir selbst die Erlaubnis, ambitioniert zu sein. Habe eine Vision“ – das wiederholte Marc Howard gleich zwei Mal.
  • Marc Howard war es auch, der meinte, „Ihr müsst das nicht alles allein machen. Ihr müsst nicht Alles-Wissende sein.“ Er hatte mal einen Algorithmus für BitCoins programmiert – und damit viel Geld gemacht, leider aber auch wieder verloren. Mittlerweile glaubt er an die Macht der Community und holt sich Hilfe, Austausch wie auch Feedback.

Eine weitere Erkenntnis: Es gibt derzeit ein Cash-Flow Problem in China / Hong-Kong. Die Start-ups leidern – aller Wahrscheinlichkeit nach – zuerst darunter. Ich bin über den Umgang damit gespannt.

taiwan-entrepreneurship-meetupEin Antreiber zur Gründung für die Panelist*innen: Freiheit. Die Freiheit, so zu arbeiten, wie sie es für richtig halten. Rick Mak erwähnte dabei vor allem die Hierarchien – er hat nie in einem Unternehmen gearbeitet, direkt nach dem Studium gegründet. Er konnte sich die Arbeit in hierarchischen Unternehmen wohl nicht vorstellen. Ann Liao ist international unterwegs gewesen (lebte unter anderem in Südafrika und studierte in den Niederlanden) – als sie mit dem Kommunikationswissenschaftsstudium in der Tasche zurück nach Taiwan kam, hieß es direkt „Na, was fragst du noch, als was du arbeiten sollst/könntest? Als Kommunikationswissenschaftlerin selbstverständlich!“. Sie versteht sich aber vielmehr als Brückenbauerin und hat gefragt „Wie kann mir mein Wissen aus dem Studium helfen, diese Brücken zu bauen – z.B. um unser Bildungs-Ökosystem zu verändern?“.

Welche Fragen hättet ihr an die Gründer*innen gehabt? Ich freue mich über Kommentare.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert