Gestern war ich nach einer gefühlt sehr langen Zeit erstmals wieder auf einer Präsenzveranstaltung „Meet Global Salon – Toward a startup island for Tech Startups: Lessons from Silicon Valley“. Zunächst gab es einen Fireside Chat mit Kai Huang (Serial Entrepreneur, Angel Invester & Co-Founder von Guitar Hero) und Steven Chiang (Executive Vice President, Warner Bro Games; Co President of Zynga – bekannt sind davon FarmVille, Mafia Wars, und CityVille). Danach konnten Startups ihre „Ideen“ pitchen.
Lessons Learned – Taiwan, Globale Märkte, simple Ideen
Die erste Aussage ist klar: Taiwan ist zu klein für Wachstum und darum geht es den beiden Herren auf der Bühne. Das Land kann als Testfeld und Sicherheitsnetz dienen. Aber die Marktgröße ist nicht ausreichend.
Das Startup-Eco-System in Taiwan ist noch sehr jung – und daher auch unerfahren. Es kann schnell Lernen. Beide suchen hier während der Corona-Pandemie Zuflucht (seit 3 Monaten und seit 1,5 Monaten im Land) und finden Interesse daran, Startups auch hier zu unterstützen oder aufzubauen.
Bei einem gobalen Wachstum – und für gute Ideen im Allgemeinen – ist es wichtig, auf die Zugänglichkeit (Access) und die Nutzbarkeit (Usability) zu achten. Insbesondere Cloud-based User-Testings werden empfohlen, aber auch ganz einfach „Klick“-Kennzahlen (wie oft hat wer worauf geklickt?).
Und: Egal wo, die Idee muss einfach sein. Bei Guitar Hero war es „Be a rock star“ – in kurzer Zeit. Also, lerne nicht jahrelang Gitarre spielen und fühle dich dann immer noch nicht als Rock Star, sondern nimm ein Gerät in die Hand und spiel. Sei ein Rock Star! Selbst wenn Kund*innen diese Vision nicht immer bewusst war, so hat sie doch den Kund*innen-Prozess (von Idee, Entwicklung zu Marketing) geprägt.
Diese simple Idee nennt Kai Huang später auch „Core Value Proposition“. Er sagt, diese hilft vor allem in schwierigen Zeiten und bei Entscheidungen. Er rechnet außerdem immer mit Wettbewerb – und der einzige Weg sich gegen Wettbewerber durchzusetzen, ist es, eine starke „Core Value Proposition“ zu besitzen und diese entsprechend umzusetzen.
Wichtig ist, die Macht des „Branding“ zu verstehen. Runtergebrochen auf zwei Fragen: Wie wollen wir uns den Medien und den Kund*innen präsentieren? Dabei ist selbstverständlich die simple Kernideen entsprechend zu vermitteln. Allerdings: Unterschiedliche Märkte verlangen ggf. unterschiedliche Strategien – Menschen sind schließlich verschieden. Kai Huang erzählte, dass es u.a. auch die Idee für eine Karaoke-Maschine gab, die einem das Gefühl geben sollte, ein*e grandiose*r Sänger*in zu sein. Sehr nett: Er erklärte dann kurz den Unterschied zwischen dem Karaoke-Markt in asiatischen Länder zu denen in Europa und Nordamerika.
Konsequenzen von Covid19
Die beiden Speaker sind sich einig: Unternehmen, die ohnehin schon einen Rückgang verzeichneten, trifft es durch die Krise schneller. Corona hat Entwicklungen 5-10 Jahre vorangetrieben.
Unternehmen passen sich derweil sehr schnell an. Es findet ein Mind-Shift zum Thema Home Office statt – denn nicht nur für Mitarbeiter*innen auch für Unternehmen hat Home Office Vorteile (allein Bürokosten).
Es gibt auch einen Wandel im Denken über Großkonzerne. Auch große Schiffe haben wirtschaftliche Probleme und gehen Pleite.
Für Startups ist es schwer in diesen Zeiten an Gelder zu kommen. Vor allem Startups in der „Early Stage“, also sehr frühen Phase, werden ordentlich ums Überleben kämpfen müssen. Allerdings haben Startups, die bereits erste Schritte gegangen sind, jetzt einen Vorteil, weil voraussichtlich erstmal keine neuen Wettbewerber Ihnen das Feld streitig machen. Sie sollten die Chance in jedem Fall nutzen!
Und: Das Konsumverhalten wird sich durch diese Pandemie dauerhaft verändern. Die Trends jetzt zu erkennen „is half the battle“.
Startup-Pitches
Ich habe nur einen Teil der Pitches gesehen und möchte euch an dieser Stelle nur einen kurzen Eindruck geben, was die Szene hier zu bieten hat:
- ALCHEMA – a kitchen aid (home brewery)
- Für 500 Dollar bereits auf Amazon erhältlich
- YouTube Video
- Feedback der Speaker: Lieber auf einige richtig gute Rezepte festlegen als mit einem zu großen Sortiment starten, Namen überdenken (etwas, was sich leicht merken lässt)
- Rogy– 360° camera
- haben bereits 56.000 US Dollar im Kickstarter-Crowdfunding eingenommen)
- Youtube-Video
- FdS: Kund*innensegemente festlegen, GoPro ist großer Konkurrenz und bietet Lifestyle-Erlebnisse
- Qbi – magnetic tube toy system
- launchen Qbi 2 noch in 2020 als Produktlinie mit Differenzierung nach Altersgruppen, vertreiben Produkte bereits außerhalb von Taiwan
- YouTube-Video
- FdS: Insbesondere solche Spielzeuge werden in Covid-Zeiten vermehrt gekauft, die Möglichkeit jetzt zu nutzen und eine weitere Produktlinie herauszubringen ist sinnvoll, größter Konkurrent ist Lego – Alleinstellungsmerkmale wirklich deutlich machen (Altersgruppen, Nachhaltigkeit, …)
[youtube https://www.youtube.com/watch?v=1eB6ZchkPng&w=560&h=315]
Ein wichtiger Hinweis ging an ein späteres Pitch-Team raus: Eine Core-Value-Proposition sollte nicht nur „Wir können es 10x billiger oder 10x schneller machen“ sein. Es braucht einen wirklichen Mehrwert.
Eine Beobachtung von mir zum Abschluss: Auf dem Event selbst waren wenige Frauen, auf der Bühne nahmen ausschließlich Männer Platz (inkl. Moderation), es gab nur einen Pitch durch eine weibliche Co-Founderin (Qbi).
Ich hoffe, der kleine Einblick hat Spaß gemacht? Was würdet ihr gern über Taiwan / Startups hier erfahren? Bis bald!