Purpose Dinner in Hamburg – organisiert von SOULWORX and TheDive

Am 22. November, also quasi an Thanksgiving bzw. Erntedankfest, veranstalteten SOULWORX zusammen mit TheDive ein „Purpose Dinner“ bzw. einen sogenannten SOULtable. SOULWORX und TheDive sind jeweils Beratungsunternehmen rund um die Themen neues Arbeiten, Purpose / Sinn, lebensdienliches Arbeiten …

Die Historie.

Wie kam es zu dem Dinner? Als TheDive in den ersten Zügen der Ausgabe #2 der „NeuenNarrative“ zum Thema „Sinn“ steckte (ein bzw. DAS Magzin für neues Arbeiten), tauschten sich Julia von Winterfeldt (SOULWORX) und Lena Marbacher (TheDive) über ihre Erfahrungen rund um Purpose aus. Schnell beschlossen die beiden „Lass uns gern nochmal zusammen etwas machen, gestalten…“. Gesagt, getan: Das Purpose Dinner ist das erste gemeinsame Event der beiden Organisationen und wird nicht das letzte bleiben.

Die Teilnehmer*innen.

Das Dinner begann um 19 Uhr. Draußen war es bereits winterlich dunkel und kalt. Umso schöner, dass beim Empfang eine herzliche Begrüßung und ein Glas Sekt (bzw. Wasser / Saft) warteten. Zur Einstimmung gab es dann noch eine Check-In Runde, in der jede*r die Gelegenheit bekam, sich kurz vorzustellen und die eigene Verbindung zum Thema „Purpose“ zu umschweifen. Insgesamt waren wir 20 Personen. In dieser ersten Runde zeigte sich: Viele Gründer*innen, Selbstständgie, Suchende und Findende fühlten sich vom Thema angezogen. Mich überraschte vor allem der hohe Anteil an weiblichen Teilnehmerinnen.

Das Essen.

Wir wurden dann in den Nebenraum geführt. Dort wartete eine lange Tafel in Kerzenschein. Das Dinner duftete schon aus der Küche. An diesem Abend zauberte die wunderbaren Jungköchin Leonie („Leo“) Schlegl vegane Gerichte auf den Tisch. Zitat eines Teilnehmenden „Nicht zu vergessen das fantastische 3-Gänge-Menue, das mich glatt vergessen ließ, dass ich überhaupt kein Veganer bin. So könnte man zu einem werden.“

Die Atmosphäre.

An jedem Platz gab es vorbereitete Fragenkärtchen zum Thema Sinn. Die Gespräche drifteten in unterschiedlichste Richtungen, alle waren mit ihren Tischpartner*innen vertieft. Nach den ersten beiden Gängen wurde jeweils der Platz gewechselt – um noch mehr Gesichter und Geschichten kennen zu lernen. Außerdem wurde das Essen in die Mitte des Tisches gestellt, so wurde herumgereicht, vor- und zurückgegeben und wieder kamen die Menschen an der langen Tafel miteinander in Kontakt.

Impulse …

Selbstverständlich waren auch die Teilnehmer*innen eingeladen jederzeit aufzustehen, wenn gerade ein schöner Impuls im Gespräch entstanden war, der geteilt werden wollte.

Insbesondere mochte ich die Geschichte über eine Gruppe, die auf eine Reise in die Antarktis aufbrach, um sich der Frage „How do we save the world?“ zu widmen. Letztlich kam diese Gruppe mit einer Reformulierung der Frage zurück „How do we make people care?„. Nachhaltigkeit und Sinn sollten Spaß bringen. Wir erreichen nichts, wenn wir Menschen belehren, ausschimpfen oder verhöhnen. Hierzu eine Teilnehmerin „Als meine Freundin ihre Masterarbeit bestanden hatte, schickte ihr ihr Opa ein Paket mit langstieligen Rosen. Als meine Freundin das riesige Paket in Empfang nahm und sprachlos öffnete, stand ich, gerade zurück aus Afrika, nur daneben und meinte ‚Weißt du eigentlich, wer und wie diese Rosen gepflückt worden sind?‘ – Ich habe schnell gemerkt, so erreiche ich nichts bei meiner Freundin.“ Kurzes Lachen. Nein, so geht es vermutlich nicht.

Außerdem kam das Thema „Privileg“ auf. Ist es nicht ein Privileg, über Purpose reden zu können? Können sich nur privilegierte Menschen einen Kopf rund um den Sinn und Zweck ihres Lebens und insbesondere ihrer Arbeit machen? … Oder fehlen manchmal nur die richtigen Fragen und Fragesteller*innen – denn eigentlich hat jede*r einen Purpose, in der eigenen Arbeit und im eigenen Leben? … Oder erheben wir uns dadurch, dass wir über andere Vermutungen anstellen, ob und inwiefern sie einen Purpose in ihrer Arbeit suchen können oder wollen, nicht auch wieder über Personen? Für wen ist Purpose eigentlich wichtig und warum?

Schließlich gab es noch einen Definitionsversuch von „Purpose“. Leider kann ich diesen nicht mehr rezitieren. In jedem Fall war es ein Dreiklang: Purpose kann als (1) innere Kraft, etwas Essentielles beschrieben werden, die ebenfalls in einem gewissen (2) äußeren Kontext entsteht, bestehen bleibt und wirkt, außerdem kann Purpose den Willen meinen, der innere Kraft und Kontext zusammenbringt.

Mein Lieblingszitat des Abends: Um einen tiefgreifenden und nachhaltigen Wandel in Gang zu setzen, sind nur 3-5% der Bevölkerung notwendig (Zitat NeueNarrative, Ausgabe 2, S. 125, Simon Berkler stützt sich hierbei auf Errechnungen aus dem Buch „Selbst Denken“ des Soziologen Harald Welzer). Unsere Überlegung: Da fehlen doch mit Sicherheit nicht mehr viele.

Eine Teilnehmerin erhob sich schließlich und sagte „Wir reden oft nur. Es ist wichtig, dass wir auch etwas tun. Nehmt eure Hände, denkt und macht etwas mit euren Händen. Redet nicht nur. Nutzt eure Sinne.“ Eine andere Teilnehmerin erwiderte: „Ja, aber macht nicht zu kleine Sachen, es muss schon auch weh tun. Nur umsteigen auf öko-Seife reicht nicht mehr.“ – aber muss es wirklich weh tun? Nein. Gutes Tun, sinnvolles Tun, muss selbstverständlich nicht weh tun. Im Gegenteil. Es sollte uns Freude bereiten. Es tut nur oft anfangs weh, weil wir Mut brauchen, um aus unserer Komfortzone rauszukommen und einfach mal „zu machen“. Aber Mut wird ja meist belohnt. Also, seid mutig. Es ist Zeit, dass wir andere Menschen und deren Perspektiven zu verstehen lernen und uns gegenseitig unterstützen.

Daran anküpfend, ging es in den Gesprächen auch immer wieder um verschiedenste Menschen und Personengruppe. Letztlich kam auch kurz das Thema Religion auf – ältere Personen, so wurde gemutmaßt, haben Sinn vor allem in Religion und Gott gefunden. In der Bibel wäre einer der häufigsten Sätze „Fürchte dich nicht„. Die Parallele zum Tischgespräch: Seid mutig, fürchtet euch nicht. (Dabei möchte ich betonen, dass ich keiner Relgion angehöre). Veränderung beginnt mit und bei uns selbst.

Und zu guter letzt: Was haltet ihr eigentlich von dem Begriff „lebensdienliches Arbeiten„? Er wurde an diesem Abend von TheDive eingeführt und fand positiven Anklang. Ich finde den Begriff irgendwie sanfter als „Neue Arbeit“ bzw. „New Work“.

In der Check-Out Runde teilte ich noch diesen Impuls, den ich bei einer Freundin aufgeschnappt hatte: „Fülle ist nicht immer Fülle. Nur zusammen mit Leere ist Fülle Erfüllung für uns. Das Leben braucht den Platz der Leere, um sich auszubreiten und seine einmalige Gestalt anzunehmen.“ Wo könntet ihr Leere entstehen lassen, damit sich das Leben mehr ausbreiten darf?

So, heute also mal ein etwas anderer Blogbeitrag. Etwas besinnlicher, wie ich finde. Das passt vielleicht auch ganz gut zur besinnlichen Weihnachtszeit. Ich hatte einen wunderbaren Abend – und auch fernab vom Thema Sinn und Purpose berührende Gespräche. Welche Gedanken gehen euch zum Thema Purpose durch den Kopf?

(Das Beitragsfoto ist von SOULWORX)

 

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