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Entrepreneurship Summit – Impulse aus den Workshops (Part 2)

Aufbauend auf den Blogartikel „Entrepreneurship Summit – Impulse aus den Keynotes“ möchte ich noch ein paar Impulse aus den Workshops mit euch teilen. Selbstverständlich konnte ich nicht alle Workshops besuchen, daher hier meine kleine feine Auswahl:

Entrepreneurial Design – Entwickle Dein Geschäftskonzept

Prof. Sven Ripsas und Prof. Günter Faltin definierten zu Beginn den Begriff Entrepreneurship:

  • Entrepreneurship ist der Prozess der Entwicklung eines neuartigen Entrepreneurial Designs und die Umsetzung des Geschäftskonzepts in einer Organisation.
  • Entrepreneurship zielt darauf ab, bestehende Angebote durch eine verbesserte Kundenorientierung abzulösen.
  • Entrepreneurship kann Gewinnerzielung und/oder sozialen Nutzen zum Ziel haben.

Sie machten außerdem den Unterschied zwischen Startup und Existenzgründung deutlich: Start Ups setzen auf Wachstum und Disruption, während Existenzgründer*innen eher auf Stetigkeit setzen – also z.B. Vapiano vs. Pizzaladen an der Ecke.

Ein gutes Entrepreneurial Design hat gemäß den Professoren folgende Eigenschaften:

  • Einen klaren Marktvorteil
  • Ist mehrfach vor Nachahmung geschützt
  • Nutzt technische Neuerungen und wird laufend aktualisiert, um nicht zu veralten
  • Passt in den Werten zu den Gründer*innen
  • Verbindet sich in seinem Angebot mit den Werten der Kund*innen , integriert so das Marketing

Danach ließen die beiden Professoren Gründer*innen mit Herausforderungen pitchen, eine kleine Auswahl ihrer Kommentare:

  • Die Zukunft vorhersagen ist schwierig, die Zukunft selbst gestalten ist einfacher.
  • Oft fächern wir Alternativen nicht genug auf. Wir setzen zu schnell auf Option A oder B.
  • Wie können wir auch Marketing neu denken? Sie bezeichneten es als „Judas Lohn“, Freunden ein Produkt “anzudrehen“. Allerdings: Wenn ich ein gutes Produkt habe und Netzwerke darauf aufmerksam mache, kann dies durchaus gut sein, es entstehen aber Schwierigkeiten wenn sich dadurch für mich ein eigener ökonomischer Vorteil ergibt.
  • Ungeduld überwinden! Wachst langsamer, aber mit den richtigen Leuten!
  • Erstellt ein Konzept, testet es, erstellt einen Prototypen, testet es – immer und immer wieder.
  • Eine Innovation braucht Jahre – 4 Jahre ist eine realistische Zeit von der Idee auf den Markt.
  • Gute Innovation wirft immer Rechtsfragen auf (siehe z.B. Uber oder Airbnb). Oft ist bei großen Konzernen die Ideengenerierung gar nicht das Problem, sondern die Rechtsfragen bei der Umsetzung.
  • In Konzernen wird so viel über Innovation geredet, damit ich sie ihre Anti-Innovation verstecken können. Es wird Innovationstheater gespielt.

Obwohl sich die Professoren auch nicht immer einig waren,

Creative Impact – unternehmerische Impulse aus der Kultur-und Kreativwirtschaft

In dieser Impulsgruppe haben drei Gründer*innen ihre Organisationen und Ideen vorgestellt. Im Anschluss gab es eine kurze, moderierte Paneldiskussion.

Sebastian Thies – der 2-in1 Luxus-Schuh

nat-2-sleek-low-all-white-sneaker-kopie.jpgEr ist Schuhdesigner: Sebastian Thies. Das Unternehmen, in dem er seine Ideen verwirklicht, stammt aus dem Familienbesitz und wurde bereits 1856 gegründet. Ursprünglich wurden Hausschuhe produziert. Auf Reisen zu Kund*innen merkten er und Kolleg*innen wir schleppen viel Gepäck mit uns rum, vor allem verschiedenste Schuhe, geht das nicht anders? Sie entwickelten den 2-in-1 Schuh – und ließen sich den entwickelten Reißverschluss patentieren. Der Verkauf der Schuhe gestaltete sich allerdings schwierig: In großen Ketten, wie bei Kaufhof, hatten Verkäufer*innen keine Zeit, Kund*innen das Konzept des Schuhs zu erklären – irgendwann flogen außerdem verschiedene Sohlen zu unterschiedlichsten Schuhpaaren durch die Gegend. In den Sneaker-Läden war der Verkauf nicht gestattet: Die großen Goliaths drohten, wenn ihr diese Schuhpaare in die Läden aufnehmt, sind wir raus. Thies ließ sich allerdings nicht abbringen. Auf einer Schuhmesse stellte seinen Schuh vor: Galeries Lafayette Paris schlug sofort mit einer großen Bestellung zu. Er merkte: Da geht noch mehr. So entwickelten Sie weitere Designs.

Mittlerweile gibt es Schuhe aus, u.a. Mais, Stein, Holz. Jedes Produkt soll mindestens zwei Nutzen haben. Ziel: The first sustainable luxury footwear brand.  

Martin Horst – #machen

Martin HorstHorst ist tatsächlich mein Nachname“ ist aus Neubrandenburg. Sein Hashtag lautet #machen! Direkt nach seiner Ausbildung hat er sich selbstständigkeit gemacht  und wenig später gegründet: Erst eine Agentur, dann ein Beratungsunternehmen. Und vor zwei Jahren wollte er ein eigenes Produkt: Und weil seine Freundin eine Naschkatze ist, wurde es die Eismanufaktur Jackie und Heidi.

Sein Plan war nie ein Unternehmen mit X-Mitarbeitenden zu haben, sondern „geilen Scheiß“ zu machen. Mitarbeitende wurden auch nicht getrau dem Motto „der*die bringt mir mehr Geld“ eingestellt sondern „der*die kann andere Sachen als ich, er*sie schafft mir Freiräume.entrepreneur-creative-impulse

Stichpunkt Plan bzw. Business-Pläne: „Mein einizigerBusiness-Plan war immer eine Excel-Tabelle zu haben, damit ich am Ende des Monats alle Mitarbeitenden bezahlen kann und das machen zu können, worauf ich Lust habe.“ 

„Denkt es nicht kaputt. Geht nach vorn! Einfach mal ausprobieren. Machen! Leg los. Prototyping, versuchen, wenn es klappt – cool. Wenn man Fehler macht, daraus lernen und weitermachen. So tief kann man nicht fallen.“

Amelie Künzler – Urban Invention

Urban Invention ist eine Kreativschmiede, die den Urbanen Raum, Design und Interaktion zusammenbringen möchte. Amelie Künzler erzählt, dass ihr erstes Projekt – ein interaktives Spiel, um die Wartezeit an roten Ampeln zu verkürzen – eigentlich ein Uni-Projekt war. Dass das YouTube Video (siehe unten), welches das Spiel zeigt, allerdings so einen Hype erfuhr, dass sie es mit ihrem Co in die Umsetzung bringen wollte. Im Moment hakt es allerdings: Es gibt nur wenige Player im Straßenverkehr und Veränderungsprozesse gehen eher schleppend.

Dieses Projekt liegt gerade auf Eis, andere warten: Vor kurzem testeten Urban Invention mit „Bloon interactive“ die Idee, inwiefern Kund*innen bereit sind, mit eigenen Daten zu bezahlen – Motto „Pay with data„. Dabei mussten Kund*innen Fotos hochladen, um Zugang zu einem interaktiven Raumerlebnis zu erhalten. Der Wert persönlicher Momente, der Umgang mit persönlichen Daten und deren zukünftige Nutzungsmöglichkeiten werden im BLOON erfahrbar gemacht.

pay-with-data-entrepreneurDas macht aber nichts, denn sie arbeitet bereits an weiteren Projekten, wie z.B. Sisyfox. Die Idee dazu entstand auf einem Musikfestival. Sie wollten Scheitern feiern bzw. kultivieren und boten ein Spiel für die Festivalbesucher*innen an, das man nur verlieren konnte. Die Leute hatten aber Spaß am Spiel, kamen immer wieder und hatten am Ende des Tages sogar Muskelkater. Da rochen Amelie und ihr Co-Founder eine gute Idee, sie setzten sich mit Physiotherapeuten zusammen und entwickelten letztlich ein Spiel, dass auch in der Therapie eingesetzt werden kann – denn warum sollte es nicht auch mal spaßig im Physio-Raum zugehen? Die Spiele sind mittlerweile auch für Veranstaltungen buchbar, stehen in Trampolinhallen, aber eben auch in gesundheitlichen Einrichtungen. Weitere Projekten folgen mit Sicherheit.maxresdefault

Abschlusssatz: Jetzt ist die beste Zeit zum Gründen!

Paneldiskussion

In der anschließenden Diskussion waren die Aussagen für mich anregend:

  • Spielen ist der einzige Ort in dem wir Menschen sein können
  • Wir sollten heute nicht mehr in Konkurrenz denken, sondern crossektoral
  • Wer Umwege geht, erhöht seine Ortskenntnis
  • Die Kund*innen, die wir heute haben, hätten wir uns niemals erdenken können

Neues Zeitalter des Vertrauens

Bei diesem Workshop erzählten zwei Freunde – Ansgar Oberholz (St. Oberholz GmbH) und Waldemar Zeiler (Einhorn) – von ihren Erfahrungen als Gründer.

oberholz-einhorn.jpegDie beiden beantworteten Fragen querbeet, dabei blieben folgende Aussagen in meinem Kopf hängen:

  • New Work ist mega anstrengend! Es wird viel geheult.
  • Gewaltfreie Kommunikation sollte eingeübt und angewandt werden. Dies wird von Waldemar immer wieder empfohlen.
  • Tut nicht so als wäret ihr Goliath!
  • Ansgar meint, dass Menschen, die ihn inspirieren, es vermutlich nicht mal wissen. Seine Podcast Empfehlung: Hotel Matze!
  • Waldemar meint zur Frage, wer ihn inspiriert, man dürfe nicht zu hohe Erwartungen haben – es ist wie in der Liebe, nach sechs Monaten ist die Phase der rosa roten Brille vorbei. Er tauscht sich gern im Freundeskreis aus. Es ist für ihn allerdings schwierig Menschen außerhalb seiner eigenen Blase zu treffen.
  • Mentor*innenmodelle sind oft top-down. Fachspezifische Mentor*innen können aber wichtig sein.
  • Bei einhorn hat „Holacracy“ nicht gepasst. Sie haben zu Beginn viele Reisen zu anderen Organisationen, die ebenfalls auf dem Weg zur neuen Arbeit waren, unternommen, um für die eigene Organisation zu lernen. Empfehlung: Fangt mit einem weißen Blatt an. Es gibt kein Betriebssystem, das für alle Teams passend ist.
  • Achtung: Es sollte nur 5-10 Regeln / Werte geben, die neuen Mitarbeitenden das Unternehmen und wie es funktioniert verständlich machen.
  • Die Frage „Wann ist die Arbeit geschafft?“ in Organisationen, die selbstorganisiert arbeiten, ist nicht einfach zu beantworten. Letztlich bringen beispielsweise bei einhorn die Mitarbeitenden selbst den „Drive“ rein und ruhen sich nicht auf dem Erfolg der Kondome aus. Stichwort: Intrapreneure.
  • Bei Ansgar ist das mit der Vertrauensarbeitzeit nicht so einfach, schließlich führt er einen Gastronomiebetrieb und hat sich an gesetzliche Vorgaben zu halten. Mittlerweile gibt es in seinem Unternehmen eine gute Softwarelösung, um Schichtwechsel und Schichten im Allgemeinen effizienter und vor allem für alle zufriedenstellender zu gestalten.
  • Und ihre ganzen Talks und Auftritte? Lassen sich die beiden gut bezahlen. Empfehlung: Vernachlässigt nicht euer Produkt dabei.
  • Ansgar und Waldemar riefen zum Schluss noch zur Revolution der Arbeitswelt auf – und so endete der Summit 2018 für mich. Ich gehe jetzt Revolutions-Schilder malen.Ich hoffe, ihr konntet für eure Arbeit nützliche Informationen und Impulse gewinnen. Ich freue mich über Feedback und Kommentare.

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