Organisation & Psyche. Über die Moral individueller und korporativer Akteure

Dieser Vortrag ist schon aus etwas „vergangeneren“ Zeit – aus dem April 2018, um genau zu sein. Es war ein Vortrag von Prof. Dr. Günther Ortmann. Das Fazit bei diesem Beitrag direkt vorweg: Vielleicht braucht Deutschland ein Unternehmensstrafrecht.

Eine neue Studie in Heidelberg soll zeigen, dass Manager Verhaltensweisen aufzeigen, die mit geltenden Normen und Werten nicht übereinstimmen (Devianz). Selbst Manager, die erst seit kurzer Zeit in einem Unternehmen tätig sind, sind durch das Strafrecht nicht mehr erreichbar.

Prof. Dr. Ortmann führt weiter aus, dass Handlungen in Organisationen individuellen und institutionellen Regeln folgen. Interaktionen – Modalitäten – Strukturen stehen in Beziehung zueinander. Strukturen restringieren dabei nicht nur, sie ermöglichen auch (z.B. pünktlicher Beginn einer Veranstaltung sorgt dafür, dass Leute zusammen kommen). An dieser Stelle wird es interessant: Was aus individueller Sicht verpönt ist, muss nicht auf organisationaler Ebene verpönt sein. Individuen können verdrängen und projezieren. Wie beisielsweise bei der Exkommunikation in Organisationen, also bei „offenen Geheimnisse“. Je mehr etwas individuell verpönt ist, desto mehr wird exkommuniziert, konkretes Beispiel: Die „Angstabwehr“ in der Pflege – hier verdrängen Pfleger*innen und verdinglichen („Leber in Zimmer 10“). Individuen, die neu in einer Organisation sind, müssen sich der Organisation erst anpassen und reagieren, ggf. ändern sich die Persönlichkeitsstrukturen.

Die Emergenz besagt „Das Ganz ist mehr als seine Teile“. Diesen Satz ernst nehmen heißt,  dass das Zurückführen von organisationalem Handeln auf Individuelles Handeln zu vereinfacht ist – wie bei der VW-Korruption (in Deutschland werden hier einzelne Manager statt die gesamte Organisation zur Verantwortung gezogen).

Die Organisation braucht Individuen, um zu bestehen, aber sie schafft ihre eigenen Regelwerke. Diese Regelwerke können von Individuen, die eine gewisse Macht oder große Angst haben, umgangen werden. Außerdem sind die Regelwerke von Organisationen meist offen und lassen Lücken.

Die wichtigste Frage zum Schluss: Haben Organisationen eine Moral? Organisationen zehren von Gefühlen oder Gefühlsarmut der Mitarbeitenden. Die Organisation beeinflusst, betäubt oder verdrängt Gefühle, beispielsweise forderte ein US Veteran Rentengeld, welches wiederum nach Prozentanteilen des Verlustes einzelner seiner Körperteile berechnet wurde. Im Rentenbeleg stand weniger Anspruch, da nur 10% des Kopfes verloren war.

„Wenn raus kommt, was bei uns rein kommt, komm ich rein, wo ich nicht mehr rauskomme.“ (ehemaliger SPD Schatzmeister Halstenberg).

Den gesamten Vortrag gibt es hier:

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=uVwG81epNAg&w=560&h=315]

 

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